So schafft es
Großbritannien jetzt gerade einmal bis zum 16. April, von den eigenen
Ressourcen zu leben und benötigt den Rest des Jahres die Ressourcen der Welt.
Die Abhängigkeit habe in den letzten Jahren stark zugenommen, so dass das Land
immer kürzere Zeit, gemessen an einem Jahr, autonom ist und nicht auf die
Ressourcen aus anderen Ländern angewiesen ist. 1961 war Großbritannien noch ein
halbes Jahr unabhängig, 1981 nur noch bis zum 14. Mai.
Die Autoren des
Berichts predigen nicht den fragwürdigen Wert der ökologischen Autarkie eines
Landes, aber sie meinen, dass die wachsende Abhängigkeit besonders der reichen
Länder vom Rest der Welt zu wenig bedacht werde, was zu falschen Ansichten und
politischen Handlungsgrundlagen führen könne. Eine ökologische
Überstrapazierung untergräbt so nach Ansicht der Autoren für Menschen in
anderen Ländern die Möglichkeit, ebenfalls ein besseres Leben erreichen zu
können, und es gefährdet das Überleben der Menschen, solange es nur diese eine
Erde gibt. Zudem wird auf Untersuchungen verwiesen, die zeigen, dass dann, wenn
der Konsum über eine gewisse Grenze hinaus anwächst, die Großbritannien schon
lange überschritten habe, dies keine Auswirkungen mehr hat auf die empfundene
Lebensqualität oder die persönliche Zufriedenheit. Zudem hätten die reichen
Länder auf Kosten der armen mitunter die Ausbeutung der Ressourcen auf ihren
Territorien reduziert und einen stärkeren Umweltschutz eingeführt. Diese
Verschiebung der Umweltbelastung könne dazu führen, dass die Bewohner der reichen
Länder die Verwüstung nicht mehr bemerken, die ihr scheinbar im eigenen Land
Ressourcen schonender Lebensstil in anderen Ländern ausübt:
Wie groß der
Abstand zwischen einzelnen Ländern allerdings noch ist, zeigt ein Vergleich mit
Indien und China, den boomenden asiatischen Schwellenländern, die ein Drittel
der Weltbevölkerung stellen. Chinas Lebensstandard würde, auf die Welt
erweitert, mit 0,8 der Erde die natürlichen Ressourcen nach dem Maßstab von NEF
noch schonen, Indien mit 0,4 in noch weit höherem Maß. Am schlimmsten wüten die
Länder, die dicht bevölkert sind, einen hohen Lebensstandard und geringe
natürliche Ressourcen haben. An der Spitze der Länder, die am schnellsten nicht
überlebensfähig sind, befinden sich die Niederlande am 2. März und Japan am 3.
März, dann käme am 13. April Italien vor Großbritannien, am 29 April
Griechenland. Nach Spanien, der Schweiz und Portugal ist Deutschland am 29. Mai
am Ende.
Für
Großbritannien weist der Bericht darauf hin, dass die Lebensmittelversorgung im
Inland immer weiter zurückgeht und das Land dadurch immer stärker von Importen
abhängig wird. Das trifft auch für die Energie zu und für die Abhängigkeit vom
internationalen Handel. Auch das Gesundheits- und Bildungssystem ist immer
stärker angewiesen auf die Zuwanderung von Experten, die ihre Ausbildung in
ihren Heimatländern erhalten haben. Ökologisch fragwürdig sind auch seltsame
Handelswege, in denen nahezu in gleicher Größenordnung identische Produkte im-
und exportiert werden. So exportiert Großbritannien 1.500 Tonnen Kartoffeln
nach Deutschland, das wiederum genauso viele Tonnen nach Großbritannien
exportiert. Ähnlich ist dies mit vielen anderen Produkten.