5. Station – Jesus wird grausam misshandelt
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In der fünften Station sehen wir, wie Jesus grausam von den religiösen und politischen Autoritäten und von den Städtern misshandelt wird. Pilatus spricht einige schöne Worte zur Verteidigung und zu Gunsten Jesu, aber in Wirklichkeit ist er der Korrupteste und Ungerechteste jener Zeit. Er, der festgestellt hatte, dass Jesus keinerlei Schuld hatte, lässt Jesus ungerechterweise auspeitschen. Nur um vor seinen besten Freunden gut dazustehen, übergab er Jesus in die Hände der kriminellen Ankläger, damit sie ihn noch übler zurichteten.
In unserer peruanischen Heimat leben Tausende, die wie Christus misshandelt werden, obwohl viele wie Pilatus verkünden, sie würden Gewalt und Armut bekämpfen und Demokratie und Meinungsfreiheit verteidigen. Aber die extreme Armut nimmt mehr und mehr zu, Menschenrechte werden mit Füßen getreten und Demokratie ist nirgends zu sehen. Wer für Gerechtigkeit eintritt, wird von den großen Unterdrückern des peruanischen Volkes verfolgt und massakriert - oder man lässt ihn verschwinden. Angeklagt des Terrorismus, des Drogenhandels, des Diebstahls oder anderer Verbrechen werden sie gefangen genommen. Unter dem Vorwand der Schuldaufklärung werden sie zu Tode gefoltert und heimlich weggeschafft. Viele sind schuldlos. So geht es Christus heute.

Pilatus: „Ich finde keinerlei Schuld an ihm. Aber auf euren Wunsch lasse ich euren König auspeitschen, bestrafen und gemäß eurem Gesetz kreuzigen“ 


Kommentar: In der fünften Station betrachten wir, wie sie Jesus misshandeln. Jesus wird auf Befehl des römischen Statthalters misshandelt. Man hat ihm alle Kleider genommen und er ist nackt und gefesselt seinen Peinigern ausgeliefert, dem römischen Militär. Pilatus hatte die Macht, Jesus freizulassen, doch er übergibt ihn einem grausamen Tod. In unserer Realität geschieht heute dasselbe. Es gibt unzählige Fälle von Menschen, die unschuldig sind und misshandelt werden. In vielen Orten unseres Landes werden z.B. Menschen angeklagt, Terroristen oder Drogenhändler zu sein, doch meist geschieht dies nur deshalb, weil sie ihre Rechte einfordern. Die Militärs misshandeln die armen Leute, egal ob sie schuldig sind oder nicht. Das darf aber nicht sein, denn die Autoritäten haben die Pflicht, alle Fälle genau zu recherchieren und dann ein gerechtes Urteil zu fällen. Aber oft erleiden die Armen dasselbe Schicksal wie Jesus. In den Zeiten, als es die technischen Mittel, die heute von der Geheimpolizei und den Militärs angewandt werden, noch nicht gab, ist es genau so passiert, wie zu den Zeiten Jesu - mit Peitsche und Stöcken. Während der Verhöre nehmen sie dem Gefangenen die Kleider weg, sie hängen ihn an einen Balken auf. In einem dunklen Zimmer treten sie ihn mit Füßen und misshandeln ihn auf alle möglichen Weisen, damit er seine Schuld eingestehe oder seine Freunde verrate. Viele Misshandelte sagen dann, was die Peiniger hören wollen. Wenn sie dann freigelassen werden, haben sie Angst vor den Militärs und sie schämen sich vor ihren Freunden. Oft wissen die Militärs, dass der Gefangene unschuldig ist, aber sie misshandeln ihn anstelle des Schuldigen. Der eigentliche Verbrecher geht zu den Richtern und Autoritäten und besticht sie, meist ist er einer von ihnen, daher müssen sie nun einen unschuldigen Armen finden, an dem sie dann „Gerechtigkeit walten lassen“, damit das Gesetz erfüllt werde. Der Unschuldige wird ins Gefängnis gesteckt, oft gefoltert, manchmal bis zum Tod. Heute benutzt man auch andere Foltermethoden, z.B. Elektrizität, aber das System ist gleich. Als sie uns damals gefangen genommen haben, brachten sie uns in das Zimmer der Geheimpolizei (PIP) zum Verhör, jeder einzeln. Doch fast gleichzeitig erschien Monseñor Dammert, der soviel für uns gekämpft hat, inkarniert im armen Volk. Er stieg mühsam mit seinem Stock die Treppe hinauf. Unsere Bewacher ließen von uns ab und sagten: „Der Bischof kommt“. Er ist gekommen, um seine Leute zu verteidigen. Er sagte den Verantwortlichen, dass sie es ja nicht wagen sollten, die Gefangenen anzurühren. Und uns ist auch nichts geschehen. Ohne seine Anwesenheit und Intervention hätten sie uns sicher misshandelt, denn das haben sie sonst immer gemacht. Sie sahen uns als die intellektuellen Anführer der Protestversammlung an, so lautete auch die Anklage. Sie haben uns immer wieder verhört, aber nicht misshandelt. Andere aber haben sie misshandelt, denn niemand fragte nach ihnen oder setzte sich für sie ein.