10. Station – Jesus verzeiht dem Räuber
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In der zehnten Station sehen wir, wie Jesus dem Räuber verzeiht. Jesus ist der Sohn Gottes. Er wurde gesandt, um inmitten seines Volkes mit uns zusammenzuleben und um eine Botschaft des Trostes zu verkünden, eine Botschaft der Gerechtigkeit und der Vergebung und um die Befreiung des unterdrückten Volkes zu proklamieren. Die Sendung Jesu öffnete der Religion seines Volkes eine neue Dimension. Denn jene Religion befreite nicht, im Gegenteil: sie lehrte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Deswegen haben sich die obersten Machthaber des jüdischen Volkes der Lehre Jesu widersetzt. Sie wollten ihre Religion, die Unterdrückung rechtfertigte, beibehalten und beschlossen daher, Jesus ein Ende zu bereiten und ihn dem Kreuzestod zu überantworten. Auch in Peru herrscht heute die Sünde. Es scheint, dass das Christentum Schritt für Schritt im Verschwinden begriffen ist. Es herrscht Unterdrückung, Ausbeutung, Mord, Raub, Gewalt, Verachtung, Betrug und Rachgier. Doch dank der Lehre Jesu gibt es hier in Bambamarca viele Kurse, die uns mit Hilfe der Bibel befähigen, neue Formen des Friedens finden. Wenn einige Gefährten Fehler begehen, dann sind sie auch fähig und bereit, ihre Fehler einzugestehen. Die meisten Probleme werden in unserer Ronda dadurch gelöst, dass wir einander vergeben. Wir bitten, Herr Jesus, dass du mitten unter uns bist, wenn wir uns in der Ronda versammeln. Wo es Verirrungen gibt, hilf uns zu verzeihen und hilf uns, Lösungen durch das Vergeben zu finden!

Linker Räuber: „Wenn du der Christus bist, rette dich selbst und rette auch uns.“
Rechter Räuber: „Wir leiden mit Recht. Wir bezahlen unsere Verbrechen. Doch dieser tat nichts Böses. - Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Jesus: „Wahrlich, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“. 
Ronderos: „Gefährten Ronderos, wir brauchen eure Entscheidung: Was machen wir mit diesem schlechten Freund, den Schuldigen für so viele Probleme?“ „Gefährten, ich glaube, dass man den Frieden nicht durch Rache und Gewalt herbeiführen kann. Den Frieden erreichen wir nur durch Verständnis, Geduld und Vergebung.“
Angeklagter: „Ja, ich erkenne meine Fehler an. Hier stehe ich zu eurer Verfügung. Verzeiht mir, ich werde es nicht mehr tun.“ „Von jetzt ab steht nichts mehr zwischen uns, Bruder Pancho“. „Hier, vor allen und vor Gott, lasst uns einander vergeben, Bruder Pedro.“


Kommentar: In der zehnten Station sehen wir, wie Jesus dem Räuber verzeiht. Einer der Räuber, der ebenfalls verurteilt wurde, sagt zu Jesus: „Wenn du in Wahrheit der Sohn Gottes bist, dann rette dich doch selbst“. Hier sehen wir einen Schuldigen, der trotz der Strafe nicht einsichtig und demütig wird. Der auf der anderen Seite sagt dagegen, dass sie zu Recht bestraft werden, Jesus aber zu Unrecht verurteilt wurde. Auf dem Bild sehen wir auch, das der unschuldig Verurteilte mit Nägeln an Kreuz festgenagelt wurde und sein Blut fließt aus ihm heraus, während die Schuldigen ans Kreuz gehängt und nicht festgenagelt wurden. Heute sehen wir in der Ronda dasselbe Problem. Es gibt falsche Anschuldigungen, aber auch wirkliche Schuld. Wir sind als Ronda verpflichtet, Lösungen für diese Art von Problemen zu finden. Wenn wir einen schuldigen Mitbruder treffen, der gerade etwas gestohlen oder sonst etwas schlechtes getan hat, oder der auch nur fälschlich beschuldigt wird, dann sucht die Ronda, das Problem zu lösen. Wenn es sich um einen Schuldigen handelt und er zum erstenmal erwischt wurde, dann geben wir ihm einen guten Rat, auch noch beim zweiten Mal, beim dritten Mal muss er aber mit der Prügelstrafe rechnen. Wenn er seine Schuld einsieht, wird ihm vergeben und die Sache ist vergessen. Es gibt Beispiele, dass aus einem Dieb danach ein zuverlässiger Rondero wurde, so z.B. zuletzt in San Antonio. Ein junger Campesino wurde immer wieder beim Diebstahl erwischt. Beim dritten Mal erhielt er eine Abreibung, dennoch machte er weiter. Beim nächsten Mal zeigten wir ihm, was er angerichtet hat und welches Leid er den Betroffenen zufügt. Wir redeten eindringlich auf ihn ein, die Diebstähle zu unterlassen, denn damit hätte er keine Zukunft mehr. Er wurde einsichtig und heute ist er ein guter Rondero. In den meisten unserer Organisationen sind wir in der Lage, begangenes Unrecht zu erkennen. Wir sind uns bewusst, dass wir auch Fehler begehen und schlechte Sachen machen. Aber wir sind davon überzeugt, dass uns unser Gott vergeben wird, wenn auch wir uns untereinander vergeben. Aber es gibt solche, die sich für sehr intelligent und fähig halten und die ihre Irrtümer nicht wahrhaben wollen, auch wenn diese noch so schlimm sind. Das sehen wir bei einigen unserer Autoritäten in der Stadt, sie gleichen dem uneinsichtigen Verbrecher an der Seite Jesu. Die Soldaten auf dem Bild bewachen Jesus und sie sorgen dafür, dass die Kreuzigung „ordnungsgemäß“ verläuft. Sie halten die Ordnung aufrecht und halten die Leute zurück, die daher auf dem Bild nicht zu sehen sind. Jesus stirbt ordnungsgemäß, das Gesetz nimmt seinen Lauf, unbeeindruckt von den Leuten. Heute geschieht es genau so. Wenn die Polizei oder Soldaten jemanden ergreifen, haben Freunde und Familienangehörige keinen Zutritt mehr. Er ist ausschließlich in den Händen der Macht und der Autoritäten, bzw. deren Ordnungshütern, damit er seine Schuld bekenne. Sie peitschen ihn aus und misshandeln ihn, doch wir sehen davon nichts. Niemand sonst darf sich ihm nähern, alles geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Armen bleiben selbst ausgeschlossen, wenn einer der Ihren zu Tode gepeinigt wird. Auf dem Bild hat der Dieb statt einem Hut eine Mütze auf dem Kopf. Dass bedeutet, dass er aus Armut gestohlen hat. Heute tragen immer mehr Campesinos eine Mütze, das ist keine Frage der Kultur oder Tradition, sondern des Preises. Es ist ein Zeichen für die zunehmende Armut, denn eine Mütze kostet nur 6 - 7 Soles, ein Sombrero kostet 200 - 250 Soles, denn es bedeutet viel Arbeit, einen Sombrero zu flechten.