Die katholische (alles. umfassende) weltweite Kirche Jesu Christi

Eine Kirche der Armen

Die Kirche der Armen ist zwar nicht identisch mit der "Einen Kirche Jesu Christi", aber die Kirche Jesu Christi ist authentisch in der Kirche der Armen vertreten ("subsistit in"). Denn sie geht von den weltweit Ausgegrenzten aus, von denen, die unter die Räuber gefallen sind. Sie stellt die Menschen in den Mittelpunkt, mit denen sich Jesus vorrangig solidarisierte. Deshalb werden die Armen uns, den Reichen, zum Heil, weil sie schon doch ihre bloße Existenz die bestehende Ungerechtigkeit aufdecken und zur Umkehr auffordern. Sie können uns deshalb den Weg zeigen (und sie wollen dies auch), weil Gott mitten unter ihnen Mensch wurde, mit ihnen feierte, trauerte, konsequenterweise getötet und deshalb von Gott auferweckt wurde. Sie sind daher die authentischen Zeugen der Gegenwart Gottes unter den Menschen, seines Leidens, seines Todes und seiner Auferstehung. Sie sind die Offenbarung Gottes heute, ihr Schrei nach Gerechtigkeit ist der Ruf Gottes an uns. Die Kirche der Armen umfasst so alle Menschen, sie wird zum Zeichen des Heils für diese Welt.  -  Aber diese Kirche der Armen wird mit aller Macht durch die "Heilige Allianz" (Kapital und Hohe Priester) bekämpft!

1.  Die Kirche der Armen - Grundsatzartikel -  "In den Anden im Norden Perus begann vor vierzig Jahren in den Herzen der Gedemütigten eine Hoffnung zu keimen: eine Hoffnung auf ein Leben in Würde, in Gerechtigkeit und dass alle Menschen als Kinder des Einen Vaters ein Leben in Fülle haben mögen. Durch das Evangelium, das sie zum ersten Mal hörten, entdeckten sie, dass Gott selbst, Jesus Christus, mitten unter ihnen geboren wurde, um alle ihre Leiden und Hoffnungen mit ihnen zu teilen."

2.  Der Katakombenpakt als 1. Schritt zu einer Kirche der Armen, von  Luigi Betazzi "Die Kleinen Bischöfe". "Diese Begegnungen fanden ihren Höhepunkt in einer Versammlung, die in den Domitilla-Katakomben abgehalten wurde. Hier entstand ein Positionspapier „Modell des Bischofs“, das zum größten Teil von der Gruppe „Jesus Caritas“ inspiriert war. Diese Gruppe wurde im Scherz die „Bruderschaft der Kleinen Bischöfe“ genannt. Es lohnt sich, dieses Dokument zu zitieren, das Kardinal Lercaro, Erzbischof von Bologna und einer der vier Moderatoren des Konzils, dem Papst übergab. Das Dokument wurde in Anlehnung an das so genannte Schema 13 (Skizze der Konstitution „Gaudium et Spes“) im Scherz „Schema 14“ genannt."

3.  Solidarität mit der Kirche der Armen - Zur Theologie von Jon Sobrino   Aktion der Kath. Gesamtkirchengemeinde Ulm (Brief,  Unterschriftenliste, Vortrag, Auseinandersetzung mit der Theologie von Benedikt XVI.)  Gesamttext in PDF  "Am 14. März 2007 ermahnte die römische Glaubenskongregation den weltbekannten Theologen JonSobrino aus El Salvador. Sie wirft ihm vor, wesentliche Elemente der kath. Glaubenslehre unzureichend oder verfälscht darzustellen. So würde er z.B. die Göttlichkeit Jesu Christi zugunsten der Menschlichkeit Jesu Christi vernachlässigen. Sobrino hat mit seinem Buch „Christus der Befreier“ (1991) ein Standardwerk der Theologie geschrieben. Kein renommierter Theologe hat je darin eine „Irrlehre“ entdeckt, im Gegenteil: Selbst Bischöfe und Kardinäle aus Lateinamerika haben sein Werk als Weg weisend bezeichnet. Sobrino legt aus der Sicht der Ausgegrenzten den Glauben an Jesus den Christen für die Menschen von heute aus."

4.   Vamos Caminando - mit Christus auf dem Weg unserer Befreiung - "Machen wir uns auf den Weg: Glaube, Gefangenschaft und   Befreiung in den peruanischen Anden"; Glaubensbuch der Campesinos von Bambamarca (1976).  Entstehung, Grundmuster, Inhalt und Kontext des Glaubensbuches - Struktur, Anliegen und Wirkung nach außen - Rezeption.  Auseinandersetzung um Vamos Caminando (am Beispiel von Josef Kardinal Ratzinger).  "Für die Campesinos steht die Botschaft vom Reich Gottes im Zentrum ihres Glaubens. Diese Botschaft steht aber nicht deswegen im Zentrum ihres Glaubens, weil sie dies als zentrale Aussage vielleicht in einem Katechismus so gelernt hätten, sondern weil es die konkrete Vision eines Lebens in Fülle ist, die ihnen angesichts einer Situation des Elends die Kraft gibt, das Elend zu überwinden. Auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen der Campesinos ist Vamos Caminando zu verstehen."

5. Die Stimme der Campesinos  "Im Selbstverständnis der überlebenden Nachfahren der ursprünglichen Bevölkerung ist es von fundamentaler Bedeutung, eine Stimme zu haben und die Stimme erheben zu können. Dies ist ein Zeichen ihrer Existenz als Volk und als Menschen. Ihre Stimme erheben heißt in ihrem Sprachgebrauch, sich nicht mit dem Unrecht und der Gewalt abfinden, sondern ihre Rechte als Menschen einfordern. Es bedeutet für sie ein Stück Menschwerdung. Ihre Stimme erheben bedeutet, ihre Wurzeln als andine Menschen neu zu entdecken und ihre Zukunft selbst gestalten zu wollen. Die Campesinos von Bambamarca haben ihre Stimme erhoben. Seit 1962, als Bischof Dammert und seine Mitarbeiter sich mit den Campesinos auf den Weg gemacht haben, haben die Campesinos ihre Sprache wieder gefunden und sich selbst als Menschen und Volk neu entdeckt."

6.  Leonardo Herrera:   "Wach auf, Campesino!"  - Ein Glaubenszeugnis aus Bambamarca.  "Mit der Ankunft der neuen Pastoral hat die Situation der Ausgrenzung eine neue Sinndeutung erhalten: Jesus, Gott selbst, kam auch auf den Feldern von Bambamarca zur Welt. Er wuchs auf mit den Windeln aus Wolle, so wie sie unsere Kinder tragen; er rannte über die schlammigen Wege; er schwitzte, als er in den Mais- und Kartoffelfeldern arbeite; er ging in die Stadt hinunter, um die Leute zu trösten, die im Tausch ihrer Produkte immer betrogen wurden. Der Campesino Jesus sang und tanzte auch in froher Runde auf den Festen und Geburtstagsfeiern mit seinem Volk. Und er wurde traurig...."

7.  Jesús Flores de la Loma: (Willi Knecht):  "Lasst uns weitergehen!"  "Mit der Kirche Jesu Christi zu sein und in dieser Kirche sein bedeutet zuerst, mit all denen zu sein, die an den Tisch des Herrn berufen sind, insbesondere mit den Ausgegrenzten in aller Welt, in deren Mitte Gott selbst Fleisch und Blut geworden ist, wo er lebt, leidet und aufersteht. Im Vergleich dazu, ist es etwas Wichtiges aber Sekundäres, mit den Bischöfen zu sein. Wir müssen dem Volk, das leidet und das alle seine Hoffnungen in Jesus Christus setzt, treu sein. Wir müssen dem Volk Gottes treu bleiben, das schon die Wege der Befreiung kennen gelernt hat und das diesen Weg weiter gehen will."

8.  Bambamarca - das Pilotprojekt von Bischof Dammert (und dann nach dem Bischofswechsel....).  Die Gemeinde San Carlos de Bambamarca wurde über die Grenzen Perus hinaus bekannt. Cajamarca gilt als eine der Diözesen weltweit, die das Konzil am konsequentesten in die Praxis umgesetzt haben. Bambamarca war das Pilotprojekt der Diözese. So gab es hier u.a. weltweit die ersten Laienkatecheten mit umfassenden Vollmachten und hier ging auch G. Gutiérrez "in die Lehre, bevor er dann aufgrund dieser Erfahrungen sein Buch Schrieb: Theologie der Befreiung (1971)

9.  Theologischer Standort (Begriffsklärung) und Grundbegriffe: Theologie und Globalisierung, Methode der Theologie.  Leonidas Proaño, Bischof in Riobamba:  „Alles was ich gelebt und gelernt habe, habe ich nicht von der Universität erhalten, sondern aus der Mitte meines Volkes. Meine Universität war das Volk und meine besten Lehrer waren die Armen - insbesondere die Indios von Ekuador und von ganz Lateinamerika, die in Puebla als die Ärmsten unter den Armen bezeichnet wurden“. Oscar Romero: „Ich habe Gott kennen gelernt, weil ich mein Volk kennen gelernt habe“.

10.  Die Option für die Armen und ihre Herausforderung an eine reiche Kirche.  "Die Geschichte des Glaubens an den einen Gott, der sein Volk befreit und mit ihm einen Bund geschlossen hat, beginnt mit der Erfahrung eines kleinen Volkes, das seine Befreiung aus der Sklaverei diesem Gott zuschreibt und ihm Treue gelobt hat. Es waren die Propheten, die im Auftrag Gottes dieses Volk immer wieder mahnten, nicht von diesem Weg abzukommen.  Allein schon die Existenz von Armen war für die Propheten ein Zeichen des Abfalls von Gott. Gerechtigkeit für die Armen zu schaffen ist der Wille Gottes, sich dafür einzusetzen ist wahrer Gottesdienst. Die Option Gottes für die Ausgestoßenen konkretisiert („wird Fleisch und Blut“) sich in der Geburt Jesu „im Stall von Bethlehem“ und es waren die „Hirten von Bethlehem“ denen zuerst diese Frohe Botschaft verkündet wurde und die den Weg zu Jesus fanden. In seinem ersten öffentlichen Auftreten verkündet Jesus den Beginn einer neuen Zeit..."

11.  Das Evangelium der Bauern von Bambamarca - als die Hirten von Bethlehem, denen sich der Himmel öffnete...  "Es sind die „Hirten auf dem Felde“ (heute die Indios, Campesinos, Ausgegrenzten) denen sich der Himmel öffnete und denen zuerst die befreiende Botschaft von Jesus dem Messias verkündet wurde. In ihre dunkle Nacht hinein wurde Jesus geboren („kam Gott zur Welt“). Der Himmel öffnete sich, ein Licht erhellte die Nacht. Sie machten sich auf den Weg und fanden - geleitet von dem „Stern über der Hütte“ - zu Jesus und zum Gott des Lebens. Die Frommen und Mächtigen in Jerusalem aber konnten diesen Stern nicht sehen, denn sie ergötzten sich an ihrem eigenen Licht. ...  Ihr Weg (drei Weisen) führt zuerst über Jerusalem, doch dort weiß man von nichts. Dennoch finden sie Jesus in der Hütte, weil sie sich von dem Stern führen lassen. Reich beschenkt kehren sie in ihre Heimat zurück. Weil sie Jesus in der Hütte begegnet sind und die Stimme Gottes gehört haben, finden sie den Weg in die Heimat und zu sich selbst - ohne in Jerusalem zuvor um den Weg gefragt zu haben. Mögen auch deutsche Gemeinden den Mut und die Kraft haben, dem Weg der „Hirten auf dem Felde“ zu folgen - auch ihnen wird ein Licht aufgehen..."

12.  Kardinal Josef Ratzinger und der Glaube der Campesinos (im Kontext von Vamos Caminando, siehe 4.) "In einem Katechismus der Befreiungstheologie habe ich eine theatralische Darstellung von Tod und Auferstehung Jesu gelesen: Da ist zuerst der Leichnam Jesu mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Man ist um ihn versammelt, trauert und klagt. Aber dann wird das schwarze Tuch weggerissen und durch ein rotes ersetzt, und man beginnt zu tanzen und zu sagen: Der Tod ist nicht das Ende, wir werden Rache nehmen und wir werden siegen. Dies ist nicht die Auferstehung Jesu Christi. Sie ist nicht ein Kulissenwechsel. Und die Auferstehung ist nicht der Feuerstein, aus dem man das Feuer des Hasses schlagen kann. Jesus Christus ist nicht gegen jemand gestorben, sondern für alle. Und sein Blut fordert nicht Rache, sondern Versöhnung und Liebe." 

13. Globalisierung - aus der Perspektive der Opfer  (2008)  "Als Christen in Deutschland befinden wir uns eher in der Situation des Priesters oder Leviten, die gewohnheitsmäßig ihren Weg zum Gottesdienst im Tempel in Jerusalem gehen. Sie können gar nicht sehen, dass der unter die Räuber Gefallene etwas mit ihnen zu tun haben könnte und erstrecht nicht mit ihrem eigenen Glauben an Gott. Der Mensch im Straßengraben wird nicht als Mensch und nicht als Opfer erkannt. Es zählt nur das Opfer im Tempel. Jesus aber stellt diese religiöse Ordnung auf den Kopf. Es gibt nichts Wichtigeres als der Mensch im  Straßengraben. Er ist das „Sakrament Gottes“ (Gutiérrez)."